Unterwegs gegen die Angst

Von Heike Sabel
Bildunterschrift: Nein, kein Hamsterkauf: Petra Kadner kauft für Senioren ein und hilft ihnen auch anderweitig. Foto: Daniel Schäfer

Die Enkel brauchen sie nicht mehr so, also kümmert sich die Dohnaerin Petra Kadner nun um Senioren. In diesen Tagen ist das anders und aufwendiger.

Der ältere Herr aus Dohna hat genau aufgeschrieben, was er wollte: Welches alkoholfreie Bier, Möhren und für den gewünschten Salat hat er Petra Kadner eine ältere Verpackung mitgegeben. Sie geht für ihn einkaufen. Nicht erst jetzt, doch jetzt besonders. Die Dohnaerin ist eine von rund 40 Seniorenhelfern Sachsen, die rund 400 Menschen im Landkreis und Dresden-Süd betreuen.

Die 67-Jährige hat im Dezember als Mini-Jobberin angefangen. Weil die Enkel sie nicht mehr so beanspruchen und sie eine Aufgabe brauchte, fand sie die Idee, zu helfen, genau passend für sich.

Und das ist es. Sie ist für fünf Frauen und Männer feste Bezugsperson, da sie aber auch aushilft, wenn andere Helfer ausfallen, betreut sie inzwischen bis zu 20 Ältere in und um Heidenau und Dohna. Mehr als zwei Drittel der Zeit sind Hilfen im Haushalt, in der restlichen Zeit spielt sie zum Beispiel mit den Senioren “Mensch ärgere dich nicht”, geht einkaufen, begleitet sie zum Arzt.

Einfach ein bisschen reden Für viele der Senioren ist sie oft die einzige Bezugsperson. Auch und gerade jetzt. Doch der Schwerpunkt hat sich verändert. Das Einkaufen und das Begleiten zu den Ärzten nimmt mehr Zeit in Anspruch. Das Saubermachen soll etwas reduziert werden, um weniger Kontakt zu haben. “Manche Senioren wollen auch einfach nur ein bisschen reden, dann rufe ich sie eben öfter als sonst an, statt sie zu besuchen”, sagt Petra Kadner. Zur Absicherung haben die Seniorenhelfer entsprechende Bescheinigungen erhalten, die ihnen den Zugang und freien Weg ermöglichen.

Hygiene ist in diesen Tagen natürlich besonders wichtig. So hat Petra Kadner neben Handschuhen und Desinfektionsmittel auch eine Maske. Auf die Idee, sie selbst zu nähen, kam sie, als ihr Chef um Ideen bat, wie die Patienten und Mitarbeiter geschützt werden können. So begann sie mit der ersten für sich. Nach einer Originalvorlage. Das Ergebnis ist so gut, dass sie sie nun auch für die anderen Seniorenhelfer näht. Nähen ist schon immer ihr Hobby. Sind es sonst barocke Roben, die sie auch ausführt, sind es nun eben Gesichtsmasken.

Ihr Tragen ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, sagt Petra Kadner. “Und manchmal erschrecken die alten Leute ein bisschen.” Dann erklärt sie ihnen, dass die Masken mehr zum Schutz der Älteren sind. Das verstehen sie. “Überhaupt sind sie sehr gelassen”, sagt Petra Kadner. Sie selbst hat keine Angst. “Angst ist die größte Gefahr.” Sie wäre ein schlechter Helfer, wenn sie jetzt Angst statt Freude vermitteln würde. Sie fühlt sich selbst sicher, gesund, achtet auf ihre Ernährung. Jetzt noch mehr. Aus Verantwortung für sich und “ihre” Senioren.

Dankbarkeit hat Petra Kadner von Anfang gespürt. Dankbarkeit und Freude an der Arbeit, die sie ihre eigenen Wehwehchen vergessen lässt. “Ich fühle mich durch diese Aufgabe fitter”, sagt sie. Dass sie jetzt zu denen gehört, die ein Stück mehr Aufmerksamkeit erhalten, daran hatte sie vor drei Monaten nicht gedacht. “Es gibt so viele, die so viel mehr tun.” Jeder ist ein Teil in diesem großen Puzzle, das sich derzeit an jedem Tag neu zusammensetzt. Petra Kadner geht morgen wieder mit den Einkaufszetteln der Senioren einkaufen, wird “ihre Alten” anrufen und weitere Masken nähen.

 

Die Seniorenhelfer

Sie arbeiten in der Seniorenbetreuung und erbringen Entlastungs- und Betreuungsleistungen im Rahmen von Pflegegeld und Pflegesachleistungen für Pflegebedürftige und ihre betreuenden Angehörigen.

Diese Leistungen umfassen die hauswirtschaftliche Versorgung bis hin zur Demenzbetreuung.

Das Einzugsgebiet umfasst den gesamten Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, von Heidenau über Pirna bis Bad Schandau, von Stolpen bis Altenberg sowie Dresden-Süd.

Kostenübernahme durch alle Pflegekassen.

Neben der Kostenübernahme durch die Pflegekassen können Leistungen auch als Nicht-Pflegebedürftiger privat in Anspruch genommen werden.


Artikel der Sächsischen Zeitung zum Downloaden und Drucken als PDF

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