Maik Lehnert (l.) und Steffen Satzinger sind die Chefs der Seniorenhelfer Sachsen. Mit ihrer Idee trafen sie einen Nerv, denn der Bedarf an Alltagsbetreuern für Senioren ist groß, vor allem in ländlichen Regionen. Da das Unternehmen rasant wächst, sind Lehnert und Satzinger immer auf der Suche nach engagierten Mitarbeitern. Foto: Norbert Millauer
Ein Mann aus Halbestadt suchte vergeblich nach einem Pflegedienst. Nun bekommt er Hilfe – aber auf etwas andere Art.
Alt werden und bis zum Ende in den eigenen vier Wänden leben zu können, das wünschen sich die meisten Menschen. Doch was ist, wenn Gesundheit und Mobilität schwinden? Während in der Stadt oder in Stadtnähe die Versorgung durch Pflegedienste gut gewährleistet werden kann, sieht es auf dem Land ganz anders aus. Fachkräftemangel, weite Wegstrecken, die von den Kassen nicht vergütet werden, dazu aber der Druck, wirtschaftlich arbeiten zu müssen – das alles sorgt dafür, dass ambulante Pflegedienste nicht mehr jeden Patienten annehmen können.
Von dieser Entwicklung betroffen ist auch Dieter Krabel aus dem Königsteiner Ortsteil Halbestadt. Der Ort ist nur von Bad Schandau aus über eine einzige schmale Straße entlang der Elbe zu erreichen. Zwei Pkws passen dort kaum aneinander vorbei, zudem ist die Straße als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen. Man kann also im wahrsten Sinne nicht schnell einmal nach Halbestadt fahren.
Dieter Krabel leidet an Erkrankungen, die ihn in seiner Mobilität stark einschränken. Mit Unterstützung seiner Frau kam er dennoch bisher im Alltag gut allein zurecht. In diesem Jahr allerdings musste er sich gleich mehreren Operationen unterziehen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollte die weitere Wundversorgung ambulant durchgeführt werden. Doch es fand sich kein Pflegedienst, der das übernahm (SZ berichtete).
Nun wurde dem ehemaligen Wismut-Bergarbeiter auch noch ein Bein amputiert. „Seitdem bin ich immer auf Trab“, sagt seine Frau. Eine Prothese habe ihr Mann zwar schon bekommen, jedoch könne er damit noch nicht laufen, erklärt sie. Das soll er während einer Reha-Kur lernen. Ihren Mann größtenteils selbst zu pflegen, sich daneben aber auch um Haus und Garten kümmern zu müssen, hat Rita Krabel an ihre Grenzen gebracht. Dennoch wollen sie und ihr Mann nicht aus Halbestadt fort, schon gar nicht in ein Pflegeheim.
Ganz unerwartet haben die Krabels nun Hilfe bekommen. Seit 1. September werden sie von einer Mitarbeiterin der Seniorenhelfer Sachsen im Alltag unterstützt. Zwar kann sie die Versorgung von Dieter Krabels Wunden nicht übernehmen – darum kümmert sich alle zwei Tage ein Arzt – jedoch alle anderen Arbeiten rund um Haus und Garten. Für Rita Krabel ist das schon eine große Entlastung. Sie selbst hatte eine Anzeige der Seniorenhelfer in der Zeitung entdeckt und sofort bei ihnen angerufen. „Und die haben mir genau die Richtige geschickt“, freut sich die 72-jährige Halbestädterin.
Aber was genau sind die Seniorenhelfer Sachsen? Die Seniorenhelfer sind ein Dienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in Heidenau. Maik Lehnert und Steffen Satzinger, die eigentlich aus der Finanzbranche stammen, haben das Unternehmen erst vor knapp zwei Jahren gegründet und bieten vor allem Betreuungs- und Entlastungsarbeiten für Senioren und deren Familien an. Finanziert werden diese Leistungen, zu denen unter anderem Arbeiten im Haushalt, Gartenarbeit, aber auch die Erledigung von Einkäufen oder die Begleitung zu Terminen zählen, von allen Pflegekassen.
Wie kommt es aber , dass die Seniorenhelfer auch in den ländlichen Gebieten tätig werden können, ohne dabei einzubüßen? „Das liegt daran, dass wir alles ein bisschen anders machen“, sagt Maik Lehnert mit einem Augenzwinkern. „Während die Pflegedienste in der Regel in einem Radius von fünf bis sechs Kilometern unterwegs sind, arbeiten wir quasi wie in einem Spinnenetz“ erklärt er. Und das ist in kurzer Zeit ziemlich groß geworden, denn die Pflegehelfer decken nicht nur den größten Teil der Sächsischen Schweiz ab, sie sind auch im Weißeritzkreis im Einsatz. Möglich ist das, weil Lehnert und Satzinger ihre Betreuungskräfte in vielen Orten stationiert haben. Das heißt, sie haben Mitarbeiter aus allen Regionen der Sächsischen Schweiz und des Weißeritzkreises, die von ihren jeweiligen Wohnorten aus in einem kleinen Umkreis hilfsbedürftige Menschen unterstützen. Vom Firmensitz in Heidenau und der neuen Außenstelle in Pirna wird das alles koordiniert. „Und so funktioniert das auch in Halbestadt“, sagt Maik Lehnert. Die Mitarbeiterin, die die Krabels betreut, lebt im Nachbarort und hat somit keinen weiten Anfahrtsweg.
In den Betreuungsangeboten der Seniorenhelfer sehen auch viele Pflegedienste eine Bereicherung. Sie arbeiten eng mit dem noch jungen Unternehmen, deren Mitarbeiter alle einheitlich auf dem Gebiet der Alltagsbetreuung geschult sind, zusammen. Die Seniorenhelfer hoffen nun, aufgrund ihrer guten Vernetzung einen Pflegedienst für Dieter Krabel zu finden, denn über kurz oder lang wird er, medizinisch gesehen, mehr Pflege brauchen, das zeichnet sich jetzt schon ab.